Donnerstag, 21. Dezember 2017

Gedanken zur Weihnachtskrippe 2017 in der Kirche St. Kosmas und Damian

Krippe in Maikammer

Vielleicht wundern Sie sich, ...

... dass die Weihnachtskrippe in der Kirche in Maikammer in diesem Jahr etwas anders aussieht und von der eigentlichen Krippe nur noch die Szene im Stall geblieben ist. Lassen Sie sich ein, auf Betlehem damals und ganz besonders auf Betlehem heute. Denn Weihnachten ist nicht das, was wir Menschen mittlerweile daraus gemacht haben.

Eigentlich ist Weihnachten ganz klein und armselig. Ein Säugling, Maria und Josef, ein Stall, die Ärmsten der Armen und die Flucht vor den Mächtigen. Und gerade das hat was mit Gott zu tun: Er macht sich klein, wird schwach und gibt sich hin aus Liebe. Er lädt uns ein, ihm zu folgen, nicht zu Triumph und Glanz und Gloria, sondern in die Erbärmlichkeit des Stalls.

Doch worum geht es bei der Weihnachtsbotschaft eigentlich?

Wo ist Bethlehem heute, im Heiligen Land und bei uns?

Betrachten wir die Krippe etwas genauer

 

1.    Bethlehem heute

An den Stall schließt sich nahtlos die Mauer an, welche heute den palästinensischen Teil Bethlehems von den jüdischen Siedlungen trennt. Die einen betrachten sie als Schutz, die anderen fühlen sich ausgeschlossen und abgeschnitten. Über diese hohe Mauer, mit Stacheldraht bewehrt, kommt niemand drüber. Die Mauer ist Symbol für die Zerrissenheit des Landes und die Zerrissenheit der Menschen.

Wo errichten wir Mauern?

o   Um uns selbst?

o   Gegenüber anderen?

Guter Gott hilf uns, Mauern einzureißen und offen miteinander umzugehen

 

2.    Flucht und Vertreibung

Ein Schlauchboot treibend mitten im großen Ozean, das Boot ist leer nur ein Rettungsring ist geblieben von denen, die einmal im Boot saßen, voller Hoffnung auf ein besseres Leben.

Flucht aus der Heimat, vor Hunger, vor Krieg und Grauen, aus purer Not und Verzweiflung - eine bedrückende Vorstellung, heute wie damals:

Der Evangelist Matthäus schreibt:

Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.
Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten.

Matthäus 2,13-14

Denken auch wir manchmal: Ausländer raus!?

o   Aus Unsicherheit gegenüber Fremden?

o   Aus Angst vor anderen Religionen und Kulturen?

Guter Gott hilf uns, unsere Unsicherheit gegenüber Fremden zu überwinden.

 

3.    Kein Platz in der Herberge - abgewiesen werden

Menschen auf der Suche nach Geborgenheit, Heimat, Freundschaft oder einfach nur einem Platz für die Nacht. Doch sie erfahren und erleben genau das Gegenteil, fühlen sich ausgeschlossen, abgewiesen, fremd, allein.
„Alles belegt, tut mir leid…!“    –    Wirklich?

Im Alten Testament steht geschrieben:

„Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. 

Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der HERR, euer Gott.“

Leviticus 19,33-34

 

Fremde beherbergen – das ist ein uralter, menschlicher Wert im Zusammenleben der Menschen. Das Gastrecht kennt man in allen großen Kulturen in allen Religionen und es ist heilig.

 

Wo weisen wir Menschen ab?

o   Weil es uns zu viel Arbeit macht?

o   Weil es gerade unpassend ist?

o   Weil uns das Aussehen oder die Gesinnung nicht passt?

Guter Gott hilf uns, dass wir die Gastfreundschaft nicht vergessen, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen schon Engel beherbergt.

 

4.    Armut und Einsamkeit

Ein alter Mann, gebeugt und auf seinen Rollator gestützt, kämpft er sich durchs Leben. Die Szene im Stall rührt ihn nicht an. Allein, ohne Familie, die sich um ihn sorgt und kümmert.
Was mag er an Weihnachten wohl fühlen?

 

Im Alten Testament steht geschrieben:

Schau zur Rechten und sieh: ich habe ja niemanden, der etwas von mir wissen will. Verloren gegangen ist mir jede Zuflucht, niemand fragt nach meiner Seele.

Psalm 142,5 (Elberfelder Bibel)

Wo lassen wir Menschen allein?

o   Weil sie anders sind, als die Norm es vorschreibt

o   Weil sie schwach oder krank sind und unserer Geschwindigkeit nicht folgen können

o   Weil sie nicht auf der Höhe der Zeit sind, abgehängt von unserer Art der Kommunikation über das Handy, WhatsApp oder das Internet

Guter Gott hilf uns, die Einsamkeit zu erkennen, anderen Zeit, ein offenes Ohr, in jedem Fall aber ein offenes Herz zu schenken.

 

Weihnachten ist,

…   wenn wir andere lieben,
ohne sie einzuengen,

…   wenn wir andere wertschätzen,
ohne sie zu bewerten,

…   wenn wir anderen etwas schenken,
ohne dafür etwas zu verlangen,

…   wenn wir anderen helfen,
ohne sie verändern zu wollen,

…   wenn wir andere so behandeln,
wie wir selbst behandelt werden möchten.

Dann ist Weihnachten!

Wo würde er heute heilen, versöhnen und aufrichten,
wenn er noch einmal zur Welt käme?

 

Eine Frage, auf die jeder selbst eine Antwort finden muss.